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1. Alte Geschichte - S. 15

1879 - Dillenburg : Seel
— 15 — persischen Heere immer weiter zurück und lockten es so in unwirkliche Gegenden. Als Darins sie Zu Unterwerfung oder Kampf auffordern ließ, sandten sie ihm einen Vogel, eine Maus, einen Frosch und 5 Pfeile zum Geschenke, um ihm damit zu sagen: „Wenn ihr Perser euch nicht wie Vögel zum Himmel erhebt oder wie Mäuse in die Erde verkriecht oder wie Frösche in die Sümpfe springt, so werdet ihr durch unsre Pfeile umkommen." Darins gerieth bald in große Noth; um dem Hunger und den feindlichen Reitern nicht zu erliegen, mußte er den Rückzug antreten. Wären nicht durch die Treue des Histiäus die Brücken erhalten geblieben, so wäre er mit seinem Heere umgekommen. Zur Belohnung übergab er dem Histiäus eine Landschaft in Thrazien. Durch das Streben dieses Mannes nach Selbstständigkeit wurde er in Krieg mit Griechenland verwickelt, der ihm und seinem Reiche verhängnisvoll wurde und den wir später genauer betrachten werden. f. Sitten und Einrichtungen der Perser. Die Natur des Landes bedingte hauptsächlich zweierlei Arten der Beschäftigungen: Ackerbau und Viehzucht; die Bewohner der Berge neigten mehr zu kriegerischer Thätigkeit. Der König wurde aus dem angesehensten Adelsgeschlechte, den Achämeniden gewählt. — Ihre Religion war ein auf Natur- und Sternendienst beruhender Cultus, in welchem die Sonne und das Feuer die wichtigste Rolle spielte.^ Die Priester hießen Magier; sie waren in allerlei Wissenschaften, besonders der Sternkunde und der Sterndeuterei erfahren und trieben Zauberei, gestützt auf die von ihnen absichtlich erhaltene Dummheit des Volkes. Sie gehörten auch zu den Räthen des Königs. Dieser führte einen Hofstaat, wie ihn nur t)ie reichsten und mächtigsten Fürsten zu führen vermochten, lebten im Winter im heißen Babylon, im Frühling in Susa und im Sommer im kühleren Ekbatana. Die größten Städte des Landes waren durch Kunststraßen verbunden, und ein ziemlich regelmäßig eingerichteter Botendienst beförderte die Befehle des Königs in die Landschaften und Nachrichten von hier in die Hauptstadt. Die Provinzen wurden durch Statthalter, Satrapen genannt, regiert. Diese wurden meist aus der Zahl der Verwandten und Günstlinge des Königs entnommen und konnten nach Willkür, ohne Bestrafung fürchten zu müssen, da alle Klagen der Unterthanen unberücksichtigt blieben, wenn nur die dem Hose schuldigen Abgaben jährlich richtig entrichtet wurden, schalten und walten und aus dem Schweiße ihrer Untergebenen ihre Hab- und Genußsucht besrie-

2. Alte Geschichte - S. 34

1879 - Dillenburg : Seel
— 34 — bilde that man auch in den meisten übrigen griechischen Staaten. Nur in Sparta blieb die Königswürde bestehen. Sparta und Athen wurden im Lause der Zeit die mächtigsten Staaten, daher uns denn die Geschichte auch am meisten von ihnen erzählt. 4. Sparta. a. Lykurg als Gesetzgeber. In Folge der Wanderungen und des Zusammenstoßes mit anderen Völkerschaften waren die alten dorischen Sitten verloren gegangen, und die Gesahr, daß der ganze dorische Geist aus dem Volke verschwinden könnte, lag nahe. Dadurch, daß immer zwei Könige (einer ans dem Geschlechte der Enristheniden und einer ans dem Geschlechte der Prokliden) zugleich regierten, war allmählich ein Zustand der Gesetzlosigkeit und Unordnung entstanden, welcher Sparta an den Rand des Untergangs brachte. Dies war die Veranlassung zu 880 der durch Lykurg ns erfolgten neuen Gesetzgebung. Lykurg v- Chr- war ein Sproß des königlichen Stammes; er zeichnete sich aus durch hohe Weisheit, welche er auf feinen vielen Reisen in fremden Ländern durch aufmerksame Beobachtung der Sitten und Einrichtungen erworben und vermehrt hatte. Eine Zeitlang war er als Nachfolger feines kinderlos verstorbenen Bruders König; als jedoch feinem Bruder noch nachträglich ein Sohn geboren wurde, führte er für diesen die Regierung. Um sich dem ihm gemachten Vorwürfe eigennütziger Absichten zu entziehen, verließ er Sparta und hielt sich 10 Jahre in Egypten und Kreta auf, überall Erfahrungen in Bezug auf Staatsverfassung und Verwaltung sammelnd, besonders in Kreta, wo alte dorische Sitten und Einrichtungen untiermischt sich erhalten hatten. Vor seiner Rückkehr befragte er das Erakel zu Delphi wegen der beabsichtigten Gesetzgebung und erhielt die Antwort, daß seine Gesetze für Sparta die besten fein würden. Dadurch ermuthigt, gab er Sparta nicht sowohl eine neue, als vielmehr eine auf die alte dorische Sitte und Eigenthümlichkeit sich gründende Verfassung. b. Staatseinrichtung. Die Staatsgewalt befand sich in den Händen der eigentlichen Spartiaten, der Dorer. Diese hatten keine eigentliche Beschäftigung; sie übten sich in dem Gebrauche der Waffen, führten die Kriege und regierten den Staat. Jede der 9000 Sparliatenfamilien besaß ein eigenes, nntheilbares und nach dem Rechte der Erstgeburt sich vererbendes Gehöft. Die-

3. Alte Geschichte - S. 96

1879 - Dillenburg : Seel
— 96 — nur Handelszwecken; die Erwerbsucht der Kaufleute war die Triebfeder der Gründung und Erhaltung der Colonien. Und diese Gründung und Erhaltung der Colonien lohnte sich meist sehr reichlich: die Bergwerke und Fabriken, der Grundbesitz mit seinen herrlichen Ernten waren Eigenthum der Gründer; die besten und einträglichsten Aemter waren in ihren Händen. So war es auch in Karthago, das wohl mit Recht die reichste Stadt der Welt genannt wurde. Dort gab es nur zwei Stände: Reiche, welche alle Gewalt, die Leitung der Rechtspflege, des Heerwesens, der Verwaltung u. s. w. in den Händen hatten — und Arme, die ohne jeglichen Besitz und ohne jedes Recht, nur von der Hand in den Mund lebten. Eine tiefe Kluft trennte diese beiden Stände und verhinderte die Entwicklung eines freien, kräftigen Bürgerthums, dieser Hauptstütze eines jeden Staates. Man achtete, trieb und wollte nur das, was greifbaren Nutzen brachte, auch Kunst und Wissenschaft wurden mit diesem Maßstabe gemessen; höheres geistiges Leben war in Karthago nicht zu finden. So war der Staat bei allem äußeren Glanze morsch und gebrechlich, und aus dem eben Angeführten ergibt sich, daß ein Kamps zwischen dem in sich selbst erstarkten Rom und dem innerlich schwachen Karthago lange dauern, aber mit Unterliegnng des Letzteren enden mußte. b. Der erste punische Krieg. (264—241 v. Chr.) Als Köuig Pyrrhus von Epirns von Sicilien abgezogen war, beeilten sich die Römer, den Karthagern in der Eroberung des schönen und fruchtbaren Sicilieus zuvorzukommen, wie auch diese Bestrebt waren, sich der Hauptstadt Syrakus zu bemächtigen. Der Heerführer H i e r o versöhnte zunächst die streitenden Parteien der Stadt, schuf sich ein tüchtiges Heer und brach damit die Kraft der Marti e r 11 u e r, italienischer Söldner, welche Sicilien raubend und plündernd durchzogen. Als er darauf zum Könige von Syrakus gewählt wurde, bedrängte er die Mamertiner, welche sich in Messana festgesetzt hatten, so sehr, daß die Karthager sich veranlaßt sahen, ihnen ihre Hülse anzubieten. Doch wiesen sie diese zurück und wandten sich nach Rom, um Hülfe bittend. Der Senat wies sie mit ihrer Bitte ab, doch die Cousulu wußten es bei der Volksversammlung durchzusetzen, daß die erbetene Hülfe gewährt wurde. -Do begann im Jahre 264 der erste jener drei Kriege, die, weil die Karthager auch Puuier hießen, gewöhnlich die punischen genannt werden. 264 Im Jahre 264 v. Chr. betrat ein römisches Heer unter dem v.chr.consul Appius Claudius Caudex zum erstenmale die Insel

4. Alte Geschichte - S. 130

1879 - Dillenburg : Seel
— 130 — lesen und schreiben konnten, gab es doch eine Schrift, deren Zeichen Runen hießen. Diese schnitt man für den gewöhnlichen Gebrauch in Holz- besonders Bnchen-Stäbe (daher „Buchstaben"), für die längere Dauer in Stein. Diese Runenschrift, welche auch bei Aufstellung von Gesetzen angewendet wurde, galt als heilig. 6. Sitten und Gebräuche. Hinsichtlich ihrer Sitten waren die alten Deutschen wohl die edelsten der alten Völker, obwohl sie auch manche Rohheit in ihrem Wesen zeigen. Zu den guten Eigenschaften der Germanen gehören: 1. Ihre Treue und Redlichkeit. Nichts war ihnen mehr verhaßt als Lug und Trug. Tacitus sagt in seinem Buche: „Ein deutsches „Ja" gilt für ehrenfester und unverbrüchlicher als ein römischer Eid." Deutsche Treue war schon in alter Zeit sprichwörtlich; nur der Deutsche hat das Sprichwort: „Ein Wort, ein Mann! ein Mann, ein Wort!" 2. I h r e G a ft f e n n d f ch a f t. Es galt als gottlos, irgend einem Fremden den Eintritt in das Haus zu wehren; das Beste, was das Haus vermochte, fetzte man dem Gaste zum Willkomm vor. Blieb der Gast einige Tage im Haufe, so wurde er als Hausgenosse angesehen; zog er weiter, so begleitete ihn der Hausherr und ließ ihn nicht ohne ein Gastgeschenk von sich; ja der Gast erbat sich manchmal ein solches, ohne sich jedoch dadurch zu etwas zu verpflichten. 3. Ihre Schamhaftigkeit und Zucht. Unkeuschheit war ihnen eine Schande, Ehebruch ein Verbrechen, das mit dem >L.ode bestraft wurde. Dem weiblichen Geschlechte erwies man eine Ehre, wie sie bei keinem andern Volke gefunden wurde. Die Eheu wurden sehr strenge gehalten. Während bei andern heidnischen Völkern Vielweiberei nicht selten war, begnügte sich der Germane mit einer Frau. Die Mitgift brachte nicht die Frau dem Manne, sondern der Mann der Frau; sie bestand in zwei Stieren, einem gezäumten Pferde, einem Schilde nebst Pfrieme und einem Schlachtschwerte. _ Das sollte bedeuten, daß das Weib des Mannes Genossin sein solle in allen Arbeiten des täglichen Lebens, aber auch tn der Gefahr des Krieges. Nicht selten zogen die Frauen mit in den Krieg, und tu gar mancher Schlacht sind sie den Männern zu Hülfe geeilt und haben den Sieg erringen helfen. Man glaubte, daß den Frauen etwas Prophetisches und Heiliges innewohne; man verschmähte weder ihren Rath, noch übersah man ihre Aussprüche.

5. Alte Geschichte - S. 7

1879 - Dillenburg : Seel
— 7 — Rhamsinit der Reiche, der durch Erbauung eines großen Schatzhauses sich berühmt machte. Der Sage nach soll der Baumeister dieses Schatzhauses einen Stein so künstlich eingefügt haben, daß man ihn, wenn man um die Sache wußte, leicht herausnehmen konnte. Kurz vor seinem Tode, der bald nach der Fertigstellung des Banes erfolgte, entdeckte er das Geheimnis seinen beiden Söhnen. Diese stiegen in das Schatzhaus und nahmen mit, so viel sie tragen konnten. Trotz der aufgestellten Wachen geschahen noch weitere Diebstähle. Da ließ der König Schlingen zwischen die Gefäße legen. Als nun die beiden Brüder eines Nachts wieder kamen, verwickelte sich der eine dermaßen in die Schlingen, daß ein Entkommen unmöglich war. Er ließ sich deshalb, um seineu Bruder vor der Entdeckung zu schützen, von diesem den Kopf abschneiden. Der König, erstaunt, einen kopflosen Leichuam zu finden, ließ denselben an die Stadtmauer hängen und stellte Wächter dabei. Der Bruder des Todten wußte durch eine List diese zu berauschen, nahm den Leichnam weg und begrub ihn. Nun versprach der König, den Thäter frei von Strafe zu halten und ihn zu belohnen, wenn er seine List entdecke, worauf dieser sich dem König stellte, alles erzählte und die Belohnung empfing. Etwa 600 Jahre nach Rhamsinit dem Reichen wurde Egypten von 12 Königen beherrscht. Diesen wurde, so erzählt ebenfalls die Sage, geweißagt, daß derjenige unter ihnen Alleinherrscher werden solle, welcher einst den Göttern in einem ehernen Gefäße opfern würde. Als nun einst die Könige gemeinschaftlich Trankopfer brachten, hatte der Priester ans Versehen statt zwölf nur elf goldene Schalen mitgebracht. Psamme-tz7o tich, welcher zuletzt stand, bekam keine; da ergriff dieser seinen v. Chr. ehernen Helm und spendete daraus sein Opser. Da die andern Könige hierbei mit Besorgnis an jene Weißagung dachten, verbannten sie ihn in eine öde Gegend am Meere. Priester weißsagten ihm, daß er mit Hülse eherner Männer, welche ans dem Meere aufsteigen würden, seine Herrschaft wieder erobern werde. Bald daraus stiegen wirklich eherne, d. h. gepanzerte Männer ans Land (wahrscheinlich waren es jonische oder karische Söldner, die er geworben hatte); mit deren Hülse besiegte er seine Mit-fürften und machte sich zum Alleinherrscher. Psammetich und seine Nachfolger beförderten Handel und Seewesen. Später wurde Egypten den Persern unterworfen (s. A. 3), darnach den Griechen (s. Ba. 12) und endlich den Römern (siehe Bb. 10) Unterthan. 2. Die öabylomer. a. Die Länder am Euphrat. Ungefähr in der Mitte von Vorder-Asien liegt ein ziemlich hohes und rauhes Gebirge, das

6. Alte Geschichte - S. 50

1879 - Dillenburg : Seel
— 50 — beschützten ihre Stadt und verheerten mit der Flotte die pelopon-nesischen Küsten. Da sich das Landvolk vor den Spartanern nach Athen geflüchtet hatte, so war in dieser Stadt eine ungeheure Menschenmenge vereinigt. Unter dieser brach im Jahre 430 eine furchtbare Pest aus, welche 3 Jahre lang wüthete und einen großen Theil der Einwohner hinraffte. Auch Perikles erlag ihr, und mit ihm verlor Athen seine Hauptstütze. Zwar stellte man den weisen und besonnenen Nicias an die Spitze, aber seine Pläne wurden durch den vom Volke ihm beigegebenen Kleon (mit dem Zunamen „der Gerber") vereitelt, so daß ein gewisser und bedeutender Ersolg in dem Kriege nicht zu erringen war. Ansangs waren die Athener glücklich; es gelang ihnen sogar, die ganze Besatzung einer Insel, lauter angesehene spartanische Männer, gefangen nach Athen zu führen. Bald darnach aber erlitten sie in zwei Schlachten völlige Niederlagen. In der letzten fiel auch Kleon, und da in ihm das Haupt der Kriegspartei besiegt war, so gelang es dem Nicias, im Jahre 422 v. Chr. einen fünfzig-422 jährigen Frieden zwischen Athen und Sparta zum Abschluß zu ”• ^r- bringen. Ja, beide Staaten schlossen sogar ein Bündnis gegen die dem Friedensschlüsse nicht beigetretenen Staaten. c. Erneuerung des Krieges. Ju Athen entwickelten sich allmählich Zustände, die dem Leiter des Staates bald das Regieren unmöglich machten. Vergeblich predigte Sokrates durch Wort und That den Weg der Tugend; vergeblich geißelte auch der Schriftsteller Aristöphaues in seinen Lustspielen die Verkehrtheiten der Athener. In seinem Leichtsinn gab sich das Volk der Leitung eines Mannes hin, dessen Ehrsucht, Eitelkeit und Leichtfertigkeit das Herannahen des Verderbens nur beschleunigte. Dieser Mann war Alcibiädes. Alcibiades stammte aus einem angesehenen und reichen Geschlechte und zog durch Schönheit seiner Gestalt, durch seinen lebhaften Geist, durch Leichtsinn und Uebermnth die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich. Schon in seiner Jugend gab er Proben seiner Klugheit und seines Uebermnthes. Einst soll er sich als Knabe, als er auf der Straße Würfel spielte und gerade werfen wollte, einem heranfahrenden Wagen vor die Pferde geworfen und dem Fuhrmann zugerufen haben: „Nun fahre zu, wenn du willst!" worauf der Fuhrmann warten mußte, bis der Wurf geschehen war. Als Jüngling wettete er in einer lustigen Gesellschaft, daß er einem alten angesehenen Manne aus offener Straße einen Streich ins Gesicht geben wolle. Er thats wirklich und lief davon. Am andern Tage jedoch ging er zu dem Greise, bat ihn um Verzeihung und erklärte sich bereit, die Strafe für seine That auf sich zu nehmen. Auf solche Weise erreichte er seinen Zweck, die Angen des Volkes auf sich zu lenken, recht gut. Sein Lehrer war Sokrates;

7. Alte Geschichte - S. 104

1879 - Dillenburg : Seel
— 104 — ger fortwährend, nahm ihnen eine blühende Landschaft nach der andern weg und benutzte jede Gelegenheit zu Grenzstreitigkeiten. Lange hatten die Karthager diesem Spiele zugesehen und sich jedem römischen Richterspruche, der immer zu Gunsten Masinissa's ausfiel, unterworfen. Endlich aber riß ihnen die Geduld; als Masinissa sie ihres besten Landestheiles beraubte, vertrieben sie die Anhänger desselben aus der Stadt. Dadurch entstand ein Krieg zwischen Masinissa und Karthago, welchen Rom als willkommene Gelegenheit nahm, Karthago des Friedensbruches zu beschuldigen und ihm den Krieg zu erklären. Zwar unterwarf sich Karthago dem römischen Urtheilsspruch, stellte 300 Geiseln und versprach, alle Waffen und Kriegsschiffe auszuliefern; aber Rom forderte mehr: die Karthager sollten ihre Stadt räumen und sich zwei Meilen vom Meere neu anbauen. Trotzdem die Ablieferung der Waffen und Schiffe schon geschehen, erhob sich ganz Karthago zum verzweifeltsten Widerstand; alle Tempel und öffentlichen Plätze waren fast plötzlich in Waffenwerkstätten verwandelt; Alt und Jung, Groß und Klein arbeitete mit der größten Anstrengung an der Befestigung der Stadt; die Weiber schnitten ihre Haare ab, um Bogensehnen und Stricke daraus drehen zu lassen; man riß Häuser ein, um Holz, Eisen und Steine zur Befestigung zu bekommen; alles diente der Vertheidigung der Vaterstadt. Die Römer mußten Karthago zu Wasser und zu Land förmlich belagern. Die Zuchtlosigkeit des Heeres und die Unfähigkeit der Anführer trugen jedoch die Schuld, daß sie zwei Jahre lang nicht nur nichts ausrichteten, sondern sogar erhebliche Nachtheile erlitten. Da saudte man von Rom ans den Sohn des Aemilius Paulus, der von der Familie der Scipionen adoptirt worden war und sich deshalb Cornelius Scipio Aemilianus nannte, als Feldherrn mit dilatorischer Gewalt nach Afrika, obgleich er das gesetzliche Alter noch nicht erreicht hatte. Dieser stellte zunächst die Disciplin des Heeres wieder her, so daß er sich auf seine Soldaten verlassen konnte. Darauf sperrte er den Hafen und durchstach die Landenge, durch welche Karthago mit dem Lande zusammenhing, und schnitt so Karthago von aller Verbindung zu Wasser und zu Lande ab. Vier Jahre vertheidigten sich die Kar-146 thager anss tapferste, bis endlich im Jahre 146 v. Chr. die Stadt v. Chr. erobert und völlig zerstört wurde. Nachdem die Römer in die Stadt eingedrungen waren, verbreitete sich der Kampf bald über alle Straßen, fast jedes Haus mußte erstürmt werden. Erst nach mehrtägigen heißem Kampfe ergab sich die Burg, deren Besatzung

8. Alte Geschichte - S. 108

1879 - Dillenburg : Seel
— 108 — und Reinheit der Sitten verschwand mehr und mehr und machte einer Sittenverderbnis Platz, welche auch durch die nach Rom gebrachten Werke griechischer Bildung in Kunst und Wissenschaft nicht vermindert werden konnte; auch die Strenge der Censoren • (derjenigen Senatsmitglieder, welche über die Sitten Zu wachen hatten) wie eines Cato, hatte nicht den beabsichtigten Erfolg. Der alte, feste Rechtssinn der Römer war gebeugt; die früher von den Plebejern unter schweren Opfern erkämpfte Rechtsgleichheit der Stände wich der durch Versprechungen und Bestechungen erkauften Vorherrschaft der patrizischeu Familien. Letztere ließen ihre Arbeiten nicht mehr durch römische Bürger, sondern durch die zu Tausenden in Rom eingeführten Sclaven verrichten, so daß das Volk immer mehr in Armut versank. Daher kam es, daß das Volk den Bestechuugsversuchuugeu nicht widerstand, sondern der Käuflichkeit und Feilheit verfiel. Diese Uebelstände führten zu den gracchisch en Reso rmv ersuchen, so genannt von ihren Urhebern, den beiden Brüdern Tiberius und Cajus Gracchus. Die beiden Brüder waren die Söhne der Cornelia, der vortrefflichen Tochter des älteren Scipio Afrikanus. Diese gab ihren beiden Söhnen und der Tochter Sempronia die vortrefflichste Erziehung. Ais sie einst von einer reichen Römerin besucht tourbe und diese ihr ihre Schmucksachen und iverth-volleu Steine zeigte, antwortete sie auf das Befrageu berfelbeu uach ihren Kostbarkeiten, tnbem sie auf ihre Kinder hinwies: „Hier mein Schmuck, hier meine Kostbarkeiten." Die Tochter Sempronia würde die Gemahlin des Scipio Afrikauus Minor. — Cornelia trieb ihre Söhne fortwährenb zu großen Thaten an, und ba ihnen der Weg zu Kriegsruhm durch ihren Schwager Scipio verlegt war, so zeigte sie ihnen den Weg, durch weise Gesetze dem Volke nützlich und bei bet Mit- und Nachwelt berühmt zu werben. Der ältere der beiden Brüder, Tib erius Gracchus, wußte 133 sich im Jahre 133 v. Chr. das Volkstribunat Zu verschaffen, und «-Chr. sofort beantragte er die genaue Ausführung der liciuischen Ackergesetzgebung durch eine billige Vertheilnng der Staatsländereien, um dadurch der drückenden Armut des Volkes Zu wehren. Sein College, der Tribun Octavianns, der von den Patriziern bestochen worden war, widersetzte sich dem Antrage und war durch die flehentlichste Bitte, ja selbst durch die Thränen des Tiberius nicht zum Nachgeben Zu bewegen. Da veranlaßte Tiberius, um seinen Antrag durchzubringen, daß Octavianus von der Volksversammlung abgesetzt wurde. Damit aber hatte er sich gegen ein Grundgesetz der römischen Republick, die Unabsetzbarkeit der Tribunen, vergangen, so daß das Volk schon anfing, irre an ihm zu werden. Als der Senat die Ausführung seines zum Gesetz

9. Alte Geschichte - S. 90

1879 - Dillenburg : Seel
die Wagschale warf und erwiderte: „Vae victis“ (d. H. Wehe den Besiegten, so viel als: die Besiegten müssen sich alles gefallen lassen), als Camillns, aus der Verbannung zurückgekehrt, mit einem Heere erschien, den Galliern eine Niederlage beibrachte und sie dadurch zum schleunigen Rückzüge Zwang. — Aber Rom war verödet, und dem Volke fehlten die Mittel, sich wieder anzubauen. Daher beschloß man, sich in Vejt anzusiedeln. Doch dem Camillns gelang es, das Volk von seinem Vorhaben abzubringen und dazu zu veranlassen, daß die Stadt wieder ausgebaut wurde. In Folge dessen wurde er als der zweite Gründer Roms gepriesen. Als der oben genannte Manlins den Antrag stellte, Staatsländereien zu verlausen und aus dem Erlöse die Schulden der Plebejer zu bezahlen, zog er sich dadurch Anklage und Verurteilung zu, worauf er einen Versuch machte, die Staatsverfassung zu stürzen. Nun verlor er auch das Zutrauen des Volkes und seiner Tribunen, und obgleich er vom Gerichtsplatze aus auf das von ihm gerettete Capitol hinwies, so wurde er doch zum Tode verurtheilt und vom tarpejischen Felsen hinabgestürzt. c. Licinius Stolo und Lucius Sextius. Einen gewissen Abschluß erlangten die Streitigkeiten zwischen den Patriziern und 366 Plebejern im Jahre 366 v. Chr. durch die in Folge der staub-v.chr.haften Bemühungen der beiden Tribunen Licinius Stolo und Lu eins Sextius zur Annahme gebrachten Gesetze. Diese waren den Plebejern äußerst günstig und bestimmten, 1. daß jeder römische Bürger (also auch die Plebejer) Antheil an den Staatsländereien haben solle; 2. daß die Grundbesitzer neben den Sclaven mich freie Lohnarbeiter halten mußten und 3. daß von den alljährlich zu wählenden Consuln immer einer ein Plebejer sein müsse. Wohl widerstanden die Patrizier noch lange der vollen Ausführung dieser Gesetze; doch errangen von jetzt ab die Plebejer ein hohes Staatsamt nach dem andern (sogar die Dictatnr). Diese Gleichheit der römischen Stände war die Grundlage für die später erworbene Größe und Macht Roms. — Da jetzt ein größerer Theil des Volkes sich mit Ackerbau beschäftigte, auch die Schuldhaft und Schuldknechtschaft von einem richterlichen Ausspruche abhängig - war, so verschwanden auch die Klagen der Stände gegen einander nach und nach. Noch mehr Einigkeit zwischen den Patriziern und Plebejern wurde durch eine furchtbar wüthende Pest und ein großes Erdbeben (Opfertod des Marcus Curtius), durch neue Einfälle der Gallier (Siege im Zweikampfe durch Titus Manlius,

10. Alte Geschichte - S. 110

1879 - Dillenburg : Seel
— 110 — Wahl sogar durchfiel, da ergriff Schrecken und Angst seine Partei; 3000 Bewaffnete besetzten den Hügel Aventinus. Dies führte zum offenen Kampfe, in welchem Cajns mit seinen Anhängern erschlagen wurde (121 v. Chr.). b. Der jugurthinische Krieg (112—105 v. Chr.). Der Ausgang der griechischen Reformversuche war die Ursache, daß die sittlichen Zustände in Rom immer tieser sanken. Der Zustand der besitzloser^ Klasse ward, besonders nach der Zurücknahme des Ackergesetzes, immer trauriger; der Uebermuth der Reichen wurde so groß, daß diese sich zuletzt über alles Recht hinwegsetzten; mit Geld erkauften sie die Stimmen der Bürger und scheuten sich nicht, bei der Abstimmung die von ihnen erkauften Bürger scharf zu überwachen; auch die Höherstehenden waren der Bestechung nicht unzugänglich. Recht und Ordnung verfielen in Rom und in den Provinzen; letztere waren der Willkür der Statthalter vollständig überlassen; die Macht und das Ansehen der Regierung schwand mehr und mehr. Auf diese Zustäude bauend, wagte es Jugurtha, Köuig von Nnmidien (Enkel jenes Masinissa, der im zweiten pn-nischen Kriege den Römern beigeftanden), gegen seine beiden Mitregenten seindselig aufzutreten; den einen tödtete, den andern bekriegte er. Als aus Ansuchen des letzteren der römische Senat eine Nentheilnng des Landes anordnete, bestach Jugurtha die zur Vertheiluug abgesandte Commission, so daß er den besseren und größeren westlichen Theil, sein Mitregent dagegen den kleineren, fast nur aus Saudwüsten bestehenden östlichen Theil Nnmidiens erhielt. Dadurch ermuthigt, begann er wieder Krieg, in welchem er seinen Mitregenten, einen Vetter von ihm, tödtete und sein Land einnahm; den römischen Senat beschwichtigte er durch Lüge und Bestechung. Nun aber deckte eiu römischer Volkstribun die Schandthaten des Jugurtha und die Bestechlichkeit der römischen Senatoren aus, was die Verbannung von Senatoren und die Kriegserklärung an Jugurtha zur Folge hatte. Der gegen ihn abgesandte Consnl Calpuruius ließ sich durch Bestechung bewegen, dem Jugurtha sofortigen Frieden zu bewilligen. Da der Senat damit nicht einverstanden war, so wurde Jugurtha zur persönlichen Verantwortung nach Rom vorgeladen. Dieser aber wußte nicht nur die gerichtliche Verhandlung gegen sich zu hintertreiben, sondern ließ auch einen andern Nachkommen Masinissas, der in Rom lebte und Ansprüche erhob, auf offener Straße ermorden. Ein zweites gegen
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